Tethered Caps: Von der Regulierung zur Umsetzung
Im Juli diesen Jahres tritt die EU-Richtlinie 2019/904 zu Single Use Plastics endgültig in Kraft. Unter anderem ist eine Folge dieser Richtlinie die flächendeckende Einführung von Tethered Caps in der Europäischen Union. Wir haben mit Marius Pötting, unseren Produktmanager Caps and Closures, gesprochen und ihn gefragt: Welche Auswirkungen hat die Richtlinie auf die Branche allgemein und auf die Inspektionssysteme für Verschlüsse im Speziellen?
Zum 03.07. tritt die EU-Richtlinie 2019/904 in Kraft. Was sind aus deiner Sicht die wesentlichen Ziele dieser Richtlinie?
Marius Pötting:
Im Allgemeinen zielt die Richtlinie auf die Verringerung der Auswirkungen bestimmter Kunststoffprodukte auf die Umwelt ab. Dabei stehen die Reduzierung von Plastikmüll, ein besserer Recyclingkreislauf sowie geringerer Materialverbrauch und nachhaltige Nutzung von Ressourcen im Vordergrund. Durch die Einführung von Tethered Caps (Kunststoffverschlüsse, die dauerhaft mit der Verpackung verbunden bleiben müssen) soll zudem das achtlose Wegwerfen der Verschlüsse in die Umwelt verhindert werden. All diese Maßnahmen haben natürlich enorme Auswirkungen auf die Kunststoff- bzw. Verpackungsindustrie.
Was bedeutet die Richtlinie denn dann genau für die Verpackungsbranche?
Die Auswirkungen auf die Verpackungsbranche sind vielfältig und bedingen Anpassungen der gesamten Prozesskette. Um den Anforderungen der EU-Richtlinie 2019/904 gerecht zu werden, waren bzw. sind beträchtliche Investitionen in Forschung und Entwicklung erforderlich. Die Richtlinie bietet jedoch auch Chancen für Unternehmen, die sich als Vorreiter für nachhaltige Verpackungslösungen positionieren können.
Konkret bedeutet die Einführung der Richtlinie, dass Anpassungen an verschiedenen Stellen des Herstellungsprozesses erfolgen müssen: Beispielweise am Werkzeug der Spritzgussmaschine, an der Einspritzgeschwindigkeit und dem Spritzdruck, sowie am Inspektionssystem bis hin zur Abfüllanlage.
Du sagst, dass diese Änderungen auch Auswirkungen auf die Inspektion der Objekte haben werden. Kannst du erläutern, was genau sich für die Prüfsysteme ändert?
Die Einführung von Tethered Caps hat dafür gesorgt, dass sich neue, asymmetrische Geometrien und Designs auf dem Markt etabliert haben. Daher musste sowohl die Zuführung als auch das Handling im Prüfsystem angepasst werden. Zudem hat die Einsparung von Material zur Folge, dass Verschlüsse immer dünner und somit prozesstechnisch fehleranfälliger werden. Dementsprechend sorgsam muss die Zuführung an die geringere Materialstärke abgestimmt werden.
Ein Beispiel dafür ist die formschlüssige Sternradvereinzelung von INTRAVIS, welche durch ihre seitliche Bewegung für eine perfekte Positionierung der Verschlüsse sorgt. Die Sternradvereinzelung übt dabei keinen Druck auf die Verschlüsse aus und es entsteht im Vergleich zu herkömmlichen Vereinzelungen keine Reibung.
Darüber hinaus hat sich durch die Einführung der neuen Verschlüsse der Prüfansatz geändert, wodurch auch die Software angepasst wurde. INTRAVIS hat eine ganzheitliche Softwarelösung auf Basis von Deep Learning implementiert: Sie benötigt kein zeitaufwändiges Sichten und „Anlernen“ verschiedener Fehlermuster. Mit dem neuen Ansatz können Sie das System auf der Grundlage weniger Gutteile in einem schnellen und intuitiven Prozess trainieren. Abweichungen von den definierten „guten“ Verschlüssen werden automatisch auf der Grundlage der vom Ihnen gewählten Empfindlichkeitseinstellungen ausgeworfen. Das Prüfsystem stellt somit sicher, dass sogar minimale Defekte erkannt werden und nur fehlerfreie Produkte ihren Weg zum Konsumenten finden.
Apropos Prüfansatz: Immer mehr Anbieter im Maschinenbau bieten ihre Systeme in der Zwischenzeit mit dem Zusatz „KI“ an. Kannst du uns verraten, was die Kunden bei INTRAVIS erwarten können? Viele Kunden haben sicherlich Angst, dass ihre Daten in einer Blackbox verschwinden und können nicht nachvollziehen, was genau geprüft wird.
Grundsätzlich behält der Kunde bei INTRAVIS immer vollumfängliche Kontrolle über das Prüfsystem. Wie bereits erwähnt ist die „KI“ die Grundlage dafür, unsere Kunden zu ermächtigen dem System beizubringen, welches Produkt als Gutteil akzeptiert werden soll und welches nicht. Dabei können anhand der intuitiven Referenzerstellung Prüfbereiche festgelegt werden, in welchen auf sämtliche Fehlerkriterien geprüft wird. Über Toleranzwerte definiert der Kunde selbstständig, welchen Verschluss er als Gut- oder Schlechtteil bewerten möchte. Anhand einer Vielzahl von erfolgreich durchgeführten Projekten konnte INTRAVIS bereits umfangreiche Erfahrungswerte über typische Defekte (wie z.B. Über- oder Unterspritzungen am Garantieband), welche bei der Tethered Cap Produktion auftreten können, sammeln. Dadurch kann für jedes Projekt die bestmögliche, kundenindividuelle Lösung gefunden werden. Durch die kavitätenbezogene Datenanalyse kann dabei zielgenau überwacht und analysiert werden, um frühzeitig auf potenzielle Probleme reagieren zu können. Somit behalten unsere Kunden stets die volle Kontrolle über ihre Produktionsqualität.
INTRAVIS war einer der ersten Anbieter, die ein Prüfsystem angeboten haben, welches „Tethered Caps Ready“ ist. Wie viel Erfahrung bringt das Unternehmen in der Zwischenzeit in dem Bereich mit?
Schon seit vielen Jahren trägt Intravis durch die aktive Mitwirkung bei CETIE (International Technical Center for Bottling and related Packaging) maßgeblich zur Weiterentwicklung von Tethered Caps bei und unterstützt damit die Optimierung von Sicherheits- und Nachhaltigkeitsstandards in der Verpackungsindustrie. Seitdem widmen wir uns intensiv der Prüfung von Tethered Caps und haben uns erfolgreich darauf eingestellt, den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Durch den Einsatz modernster Bildverarbeitungstechnologien und maschineller Lernalgorithmen sind wir in der Lage, Tethered Caps schnell und präzise zu prüfen – egal, ob diese im Injection-Molding- oder Compression-Molding-Verfahren produziert werden. Als ein führender Anbieter von Bildverarbeitungslösungen in der Verpackungsindustrie sind wir stolz darauf, bereits etliche Prüfsysteme für Verschlüsse erfolgreich im Markt implementiert zu haben und unseren Kunden somit hochwertige und zuverlässige Lösungen für Tethered Caps anbieten zu können.
Stellen wir uns zum Abschluss einen Kunden vor, der seine bestehende Linie auf Tethered Caps umrüsten möchte. Er hat bereits alles geändert und steht nun noch vor der abschließenden Aufgabe, seine Prüfung anzupassen. Wie kompliziert wird das für den Kunden?
Ich kann bei dieser Frage natürlich nicht für andere Anbieter sprechen, jedoch hat INTRAVIS frühzeitig mit der Entwicklung und Weiterentwicklung des CapWatcher Q-Line alle nötigen Maßnahmen getroffen, um einen unkomplizierten und zügigen Umstieg zu ermöglichen. Es ist sinnvoll, den Prüfsystemanbieter möglichst frühzeitig mit in den Wechsel zu involvieren. Bei Interesse können Sie uns jederzeit kontaktieren. Wir unterstützen Sie sehr gerne bei der Umstellung der Produktion.
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